Die Deutschen leben länger, als sie denken: Gefragt nach ihrer Lebenserwartung liegen sie im Schnitt um 7 Jahre daneben – zu ihrem Nachteil. Dies hat eine Studie des Munich Center for the Economics of Aging ergeben.
Orientierung an falschen Vorbildern
Diese Fehleinschätzungen liegen unter anderem darin begründet, dass sich Menschen an falschen Vorbildern messen: Sie orientieren sich daran, in welchem Alter ihre Verwandten verstorben sind. Dabei gehörten die in der Regel einer völlig anderen Generation an. Und genau das ist ein ausschlaggebender Punkt – denn die Lebenserwartung ist binnen nur 100 Jahren um mehr als ein Vierteljahrhundert in die Höhe gegangen: Noch im Jahr 1900 betrug sie bei einem einjährigen Jungen 59 Jahre, bei einem einjährigen Mädchen 64 Jahre. 100 Jahre später – also im Jahr 2000 – konnte ein einjähriger Junge davon ausgehen, 85,5 Jahre alt zu werden, ein einjähriges Mädchen 90 Jahre.
Gründe für ein längeres Leben
Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: angefangen beim medizinischen Fortschritt über eine gesündere Lebensweise bis hin zu humaneren Arbeitsbedingungen. Und auch der Wohlstand Deutschlands spielt eine gewichtige Rolle: Er ermöglicht beispielsweise ein funktionierendes Gesundheitssystem und sorgt dafür, dass Bürgerkriege, Seuchen oder Hungersnöte immer unwahrscheinlicher werden.
Absinken des Rentenniveaus
Für den Einzelnen bedeutet die gestiegene Lebenserwartung eine Chance wie auch eine Herausforderung: Zwar darf er auf einen ausgiebigen Ruhestand hoffen – dieser will allerdings auch finanziert sein. Und da der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung stetig wächst, sinkt auf Dauer das Rentenniveau. Denn schon im Jahr 2060 kommt in Europa auf 2 Menschen im erwerbsfähigen Alter ein Rentner. Aktuell liegt das Verhältnis bei fast 4:1. Das Prinzip, dass die Jüngeren die Versorgung der Älteren erwirtschaften, ist somit ausgehebelt.
Bedarf an privater Altersvorsorge
Deswegen ist jeder Einzelne gefordert, wenn er seinen Lebensstandard auch im Alter halten möchte. Die gesetzliche Rente allein wird hier nicht reichen. Vielmehr bedarf es privater Altersvorsorge – die der Staat zu Teilen sogar fördert.